Berlin, 07.03.2024 (lifePR) – Bluthochdruck (Hypertonie) oder ein zu niedriger Blutdruck (Hypotonie) sind Zivilisationskrankheiten, die für die Betroffenen schwere Folgen haben können. Insbesondere ein nicht behandelter Bluthochdruck kann auf Dauer zu Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. „Übergewicht, Bewegungsmangel und eine ungesunde Ernährung können Bluthochdruck begünstigen“, sagt Mark Küller, Referent für Medizinprodukte beim TÜV-Verband. „Da eine Hypertonie meist nicht spürbar ist, raten Mediziner ihren Patienten, den Blutdruck regelmäßig zu messen.“ Auf dem Markt gibt es zahlreiche Geräte: von der klassischen Blutdruckmanschette am Oberarm, die aufgepumpt wird und beim Ablassen der Luft die Pulswelle auswertet, bis hin zum smarten Messgerät, das den Blutdruck am Handgelenk misst und die Werte direkt an eine App auf dem Smartphone überträgt. Letztere lassen sich oft individuell an die Bedürfnisse der Patient:innen anpassen. Der TÜV-Verband erklärt, welche smarten Blutdruckmessgeräte es gibt und wie diese sicher angewendet werden.
Bei der Blutdruckmessung werden zwei Werte unterschieden: Der erste Wert gibt den Druck in den Gefäßen während des Herzschlags an (systolischer Blutdruckwert). Der zweite Wert ist niedriger und gibt den Gefäßdruck an, wenn der Herzmuskel erschlafft (diastolischer Blutdruckwert). Die Werte werden in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) angegeben. Diese Maßeinheit beschreibt den Druck, den eine Quecksilbersäule mit einer Höhe von einem Millimeter ausübt. Küller: „Der Blutdruck gilt als erhöht, wenn der systolische Wert über 140 mmHg oder der diastolische über 90 mmHg liegt oder, wenn beide Werte erhöht sind.“
Messung am Oberarm oder am Handgelenk?
Der Blutdruck kann entweder am Oberarm oder am Handgelenk gemessen werden. Die geeignete Messmethode ist von Person zu Person unterschiedlich: Mit zunehmendem Alter oder durch Rauchen und andere Gefäßerkrankungen können sich die Blutgefäße aufgrund von Ablagerungen verengen und sich verhärten, was eine präzise Messung am Handgelenk erschwert. Auch Patient:innen mit Diabetes können verkalkte oder poröse Arterien haben, was eine Handgelenksmessung ungenau machen kann. Herzrhythmusstörungen sind ebenfalls ein Ausschlusskriterium für eine Messung am Handgelenk. Menschen mit diesen Beschwerden sollten daher ein Gerät zur Messung am Oberarm auswählen.
Beim Kauf ist die Zertifizierung als Medizinprodukt ausschlaggebend
Auf dem Markt sind verschiedene smarte Blutdruckmessgeräte erhältlich: Geräte mit Oberarmmanschette oder mit Handgelenkmanschette sowie Armbänder, die den Blutdruck während des Tragens messen. Diese Produkte sind, wenn sie als Blutdruckmessgeräte verkauft werden, Medizinprodukte und liefern bei korrekter Anwendung grundsätzlich zuverlässige Messwerte. Vor dem Kauf dieser Produkte sollten Verbraucher:innen den Umfang ihres Oberarms oder ihres Handgelenkes messen, um die passende Größe zu ermitteln. Auch viele Fitnessarmbänder und Smartwatches verfügen über eine Blutdruckmessfunktion. Patient:innen sollten jedoch vor dem Kauf solcher Geräte einen genauen Blick in die Produktbeschreibung werfen. „Bei nicht als Medizinprodukt zugelassenen Geräten, die Angaben zum Blutdruck machen, besteht die Gefahr, dass sie keine zuverlässigen Ergebnisse liefern“, sagt Küller. „Verbraucher sollten auf entsprechende Zertifizierungen sowie Hinweise auf der Verpackung und in der Gebrauchsanweisung achten, dass es sich um ein Medizinprodukt handelt.“ Eine gute Orientierung können auch Siegel von unabhängigen Prüfstellen wie den TÜV-Organisationen bieten. Weitere Kaufkriterien können Bedienerfreundlichkeit des Gerätes, die Größe und Helligkeit des Displays, zugehörige Apps für die Datenauswertung auf dem Smartphone sowie die Akku-Laufzeit sein. Die Preise für hochwertige smarte Blutdruckmessgeräte beginnen bei etwa 80 Euro.
Blutdruck richtig messen
Unabhängig davon, welches Gerät sie nutzen, sollten Verbraucher:innen für eine möglichst genaue Messung folgendes beachten:
- Etwa fünf Minuten vor der Messung sollten sich Patient:innen hinsetzen und zur Ruhe kommen. Jegliche Anstrengung, einschließlich Sprechen, ist zu vermeiden. Die Füße sollten fest auf dem Boden stehen.
- Patient:innen sollten darauf achten, dass sie die Manschette korrekt anlegen. Die Ärmel sollten hochgekrempelt werden. Die Manschette darf nicht zu eng, aber auch nicht zu locker sitzen. Zwischen Arm und Manschette sollten etwa zwei Finger Platz haben.
- Bei der Oberarmmessung am linken Arm liegt der Luftschlauch in der Mitte der Armbeuge, mindestens einen Finger breit vom Ellenbogen entfernt. Bei der Anwendung am rechten Arm muss die Manschette nach links gedreht werden, so dass sich der Luftschlauch an der Innenseite des Oberarms befindet.
- Damit die Messung in Herzhöhe erfolgt, sollte der Arm mit der Manschette locker ausgestreckt auf einem Tisch liegen und ruhig gehalten werden. Die Hand ist locker geöffnet und darf nicht zur Faust geballt sein.
- Bei der Messung am Handgelenk sollte die Manschette etwa 1 bis 1,5 Zentimeter vom Handballen entfernt angelegt werden.
- Im Gegensatz zur Messung am Oberarm ist der Arm so zu beugen, dass sich der Unterarm mit der Manschette auf Herzhöhe befindet. Der Ellenbogen sollte dabei auf einem Tisch abgestützt werden. „Wird der Arm bei der Handgelenkmessung zum Beispiel flach auf den Tisch gelegt, kann der Blutdruck als zu hoch angezeigt werden“, sagt Küller. „Eine Differenz von 1,5 Zentimetern zur Herzhöhe entspricht dabei etwa 1 mmHg.“
Ob Oberarm- oder Handgelenkmanschette: Einige Geräte besitzen eine Anzeige, die die richtige Armhaltung angibt. Die meisten Manschetten verfügen außerdem über eine Markierung, die die richtige Positionierung anzeigt. Zwischen den Messungen wird eine Pause von fünf Minuten empfohlen.
Armband-Messgeräte ohne Manschette messen den Blutdruck in einem vorgegebenen Rhythmus. Das Armband wird den ganzen Tag über getragen. Das ermöglicht spontane Messungen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Messgeräten mit Manschette ist es bei Armbändern unerheblich, ob sich der Messpunkt auf Herzhöhe befindet oder nicht, Nutzer:innen sollten sich lediglich ruhig verhalten. In der Regel muss das Gerät auf die jeweiligen Nutzer:innen kalibriert werden. Patient:innen messen dazu mehrmals mit einem herkömmlichen Messgerät mit Manschette und parallel dazu mit dem Armband. Die Kalibrierung muss regelmäßig wiederholt werden.
Bei smarten Geräten auf Cybersicherheit achten
Smarte Blutdruckmessgeräte bieten einige Vorteile. „Die Messwerte werden per Bluetooth oder WLAN auf das Smartphone übertragen, gespeichert und grafisch aufbereitet“, sagt Küller. „Oft wird der Verlauf der Werte dargestellt, was bei der ärztlichen Beurteilung der Messwerte hilfreich sein kann.“ Einige Geräte können zusätzlich den Puls aufzeichnen und verfügen über eine EKG-Funktion, mit der sich zum Beispiel Vorhofflimmern erkennen lässt. Bei manchen Geräten können die Nutzer:innen ihre Messwerte mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin teilen. Die Cybersicherheit sollte bei der Nutzung eines smarten Messgerätes jedoch nicht vernachlässigt werden. Patient:innen sollten überprüfen, ob Zugriffsberechtigungen für das Smartphone für den Gebrauch des Gerätes tatsächlich notwendig sind und gegebenenfalls deaktiviert werden können. Schnittstellen zwischen Gerät und Smartphone sollten nur aktiviert werden, wenn sie für die Funktionalität notwendig sind und auch verwendet werden. Gerät und App sowie die Bluetooth-Verbindung sollten immer mit starken Passwörtern oder PINs vor unbefugtem Zugriff geschützt werden.
Hinweis: Die TÜV-Organisationen sind als Benannte Stellen in die Prüfung von Medizinprodukten eingebunden. Darüber hinaus unterstützen die arbeitsmedizinischen Dienste wie AMD TÜV und MEDITÜV Arbeitgeber bundesweit in Fragen des Arbeitsschutzes, der Gesundheitsförderung sowie bei betriebspsychologischen Fragestellungen.