Vogelsbergkreis, 23.12.2024 (lifePR) – Der 27. Juli dieses Jahres wird Familie H. aus dem Vogelsbergkreis wohl für immer im Gedächtnis bleiben. Denn, was mit einem entspannten Nachmittag auf dem Sofa begann, endete höchst dramatisch – aber dank des Voraushelfer-Systems im Kreis glücklicherweise nicht in einer Katastrophe. Michael H. hatte mit seinem 8-jährigen Sohn auf dem Sofa gesessen und die Olympischen Spiele verfolgt, als er plötzlich nach Luft schnappte und an die Decke starrte. Sofort rief der Sohn nach seiner Mutter, einer Fachkrankenschwester für Intensiv- und Anästhesiepflege, die glücklicherweise im Haus war und sofort wusste, was zu tun war: Sie begann mit der Reanimation und wählte zeitgleich den Notruf. „Es sind Voraushelfer in der Nähe, die innerhalb weniger Minuten eintreffen werden“, beruhigte die Stimme aus der Leitstelle. „Ich wusste zu dem Zeitpunkt gar nicht so genau, was Voraushelfer sind, ich war einfach nur froh, dass jemand so schnell da sein würde“, erzählt Michaels Frau Christine.

Etwa drei Minuten später betraten zwei Voraushelfer das Wohnzimmer der Familie. Diese freiwilligen Helfer, ausgebildet in Erster Hilfe und Herz-Lungen-Wiederbelebung, waren von der Leitstelle alarmiert worden und sofort zur Stelle. Sie zogen Michael vom Sofa und setzten die Herzdruckmassage fort. Kurz darauf kam sogar noch ein dritter Voraushelfer dazu. „Ich war so erleichtert, dass die drei da waren. Ich hätte vielleicht noch eine Minute durchgehalten, aber dann hätte ich aufhören müssen, weil ich keine Kraft mehr hatte“, erinnert sich Christine. „Ich habe schon selbst beruflich häufig jemanden reanimieren müssen, aber wenn es um ein eigenes Familienmitglied geht, ist das einfach etwas ganz anderes. Ich habe zwar funktioniert, aber ich stand dennoch komplett neben mir.“

Wenig später traf der Rettungsdienst ein und übernahm die lebensrettenden Maßnahmen. „Die schnelle Reaktion sowohl von der Ehefrau, als auch von den Voraushelfern war entscheidend“, erklärt Dr. Dennis Humburg, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst beim Vogelsbergkreis, der das Voraushelfer-Projekt mit Rettungsingenieur Martin Gonder initiiert hat und bis heute betreut: „Wenn das Herz nicht schlägt, werden die Organe nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt, was bereits nach wenigen Minuten schwerwiegende und irreversible Schäden, besonders im Gehirn, verursacht. Die ersten Minuten nach einem Kreislaufzusammenbruch sind absolut ausschlaggebend – je schneller Sofortmaßnahmen ergriffen werden, desto höher die Überlebenschance des Patienten.“ Zudem mache eine sofortige Reanimation den Unterschied, ob ein Mensch wieder vollständig gesund werden kann oder mit lebenslangen Folgen kämpfen muss.

Dank des schnellen Handelns und der effektiven Zusammenarbeit der Helfer konnte Michael H. stabilisiert und ins Krankenhaus gebracht werden. Drei Monate später wurde er aus der anschließenden erfolgreichen Reha-Maßnahme wieder entlassen und durfte nach Hause. „An den Unglückstag selbst kann ich mich nicht erinnern und auch an die Zeit danach habe ich nur bruchstückhafte Erinnerungen, aber ich freue mich einfach, dass es mir heute wieder gut geht und ich sogar wieder anfangen kann, zu arbeiten“, erzählt Michael H. und fügt noch hinzu: „Ich bin unendlich dankbar dafür, dass meine Frau sofort mit der Reanimation begonnen hat und, dass die beiden Voraushelfer so schnell zur Stelle waren und sie abgelöst haben. Ohne diese drei Menschen könnte ich heute vermutlich nicht hier am Esstisch in unserem Zuhause sitzen.“

Das Voraushelfer-System im Vogelsbergkreis, das seit fast eineinhalb Jahren besteht, hat sich etabliert. „Mittlerweile sind mehr als 600 Voraushelfer aus nahezu jeder Gemeinde vertreten“, erklärt Rettungsingenieur Gonder „Unser Ziel ist natürlich, dass jeder Mensch in unserer Region schnellstmöglich Hilfe erhalten kann, weshalb wir uns über jeden freuen, der sich zum Lebensretter alias Voraushelfer ausbilden lässt.“ Nähere Informationen zu den Voraushelfern und dazu, wie man selbst einer werden kann, finden sich unter www.vogelsbergkreis.de/voraushelfer. Interessierte können sich auch per E-Mail an voraushelfer@vogelsbergkreis.de wenden.

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